Mo
21
Dez
2015
Der Terminus "Wurzelmarmor" (s. Buntpapier - Ein Bestimmungsbuch) ist historisch belegt und hat sich international durchgesetzt, obwohl Wurzelmarmor dem Herstellungsverfahren nach kein Marmorpapier ist! Das Dekor eines "echten" Marmorpapiers wird in einer flachen Wanne auf einem Schleimgrund erzeugt, wohingegen beim Wurzelmarmor einfarbig grundiertes Trägerpapier gesprenkelt wird. Die Sprenkel verfließen teilweise miteinander, scheinen sich zu verzweigen und erinnern an Wurzelwerk, zumal als Untergrundfarbe meist braun - seltener grün, rot oder orange - und für die Sprenkel braun oder schwarz gewählt wird. Wer dächte da nicht an Sibylle von Olfers "Etwas von den Wurzelkindern"?
)* Auf die Veröffentlichungs- und Vervielfältigungsrechte des Landesarchivs Baden-Württemberg wird hingewiesen.
Fr
18
Dez
2015
Leider bieten historische Buntpapiereinbände nicht immer einen appetitlichen Anblick. Bevor Bücher wie diese an geeigneten Orten archiviert wurden, waren sie häufig Feuchtigkeit, Nässe, Sonnenlicht, Insektenbefall, Bränden und regelmäßiger Benutzung ausgesetzt. Wenn ich bisweilen mit ausgestreckten Armen arbeite und dabei ungewöhnlich flach atme, wird schnell klar, warum nahezu jeder Raum eines Archives über ein Handwaschbecken verfügt. Und wenn mir bei kühlen 18 Grad im Magazin warm wird und ich ob der widerspenstigen, großformatigen Bücher innerlich stöhne, so freue ich mich dennoch darüber, daß die Archivalien dicht zusammengepresst im Regal stehen. Auf diese Weise könnten sie einen Brand überstehen! Im linken Beispiel ließ sich das Kamm-Marmorpapier aus dem Jahre 1780 trotz
des schlechten Erhaltungszustandes mit Leichtigkeit bestimmen - es handelt sich um eine überaus gewöhnliche Art in einer damals ebenso häufig vorkommenden Farbzusammenstellung.
)* Quelle: Archivverbund Main-Tauber
Auf die Veröffentlichungs- und Vervielfältigungsrechte des Landesarchivs Baden-Württemberg wird hingewiesen.
Di
15
Dez
2015
Wenn eine mit Rollwagen und Trittstufe ausgestattete Buntpapiermacherin das Vertrauen genießt, ins Allerheiligste
eines gutbestückten Staatsarchives vordringen zu dürfen, um eigenmächtig auszuheben "was das Magazin hergibt",
so ist - kalenderunabhängig - Weihnachten. Türchen für Türchen, nein Band für Band wurde den Regalen behutsam entnommen und zu Forschungszwecken begutachtet. In der vergangenen Woche ging es uns vor allem um bestimmte Modelabdrücke des 18. und 19. Jahrhunderts, sowie um Bronzefirnispapier. Über die erfolgreiche Suche hinaus ergaben sich Funde, die zu einem späteren Zeitpunkt Verwendung finden dürften. Übrigens, wer den Blinddruck des obigen Kleisterpapiereinbandes aufmerksam studiert, wird die enthaltene Botschaft selbst entziffern können.
)* Auf die Veröffentlichungs- und Vervielfältigungsrechte des Landesarchivs Baden-Württemberg wird hingewiesen.
Di
24
Nov
2015
Was passiert, wenn eine Buntpapiermacherin der Einladung eines befreundeten Steindruckers nach Esslingen folgt?
In diesem Fall verzogen sich die beiden für mehrere Tage, und stets bis nach Mitternacht, in seine Steindruckerei -
mit der Vision ein gemeinsames Buntpapier zu entwickeln. Im Vorfeld hatten wir uns auf ein barockes Motiv geeinigt, unterschiedliche, mit roter Kleisterfarbe gestrichene, Trägerpapiere hatte ich im Gepäck. Das Übertragen des Dekors
mit Lithografietusche und Spitzfeder - direkt auf den vorbereiteten Stein - lag in meinen Händen. Nach zwei Tagen war die Solnhofer Platte bereit: Wir konnten mit dem Drucken beginnen. Wie viele
Arbeitsschritte, und vor allem wie viel Know-how und Erfahrung, für einen Steindruck nötig sind, hatte ich in meiner Begeisterung deutlich unterschätzt. Hier muß der Steindruckermeister
persönlich ran! Hans Ulrich ging an seiner Brisset-Handpresse
aus dem Jahre 1850 routiniert zur Sache - mein Beitrag bestand zu 99 % aus "Anstaunen" und zu einem Prozent darin, die fertigen Bögen säuberlich zu stapeln. Die ersten Probedrucke waren äußerst
ermutigend. Wir wissen was es zu verbessern gibt und wollen die gemeinsame Arbeit im neuen Jahr fortsetzen!
So
15
Nov
2015
Wer Farbenfreude schenken möchte, wird bei der Buntpapier-Manufaktur fündig: Seit heute gibt es Gutscheine in Form edler Doppelkarten mit Original-Buntpapiercollage und Umschlag - gut für
die Teilnahme an einem mehrtägigen Buntpapier-Workshop in der Papiermühle Homburg oder einen Einkauf bei der Buntpapier-Manufaktur ab 50 €.
Mo
26
Okt
2015
Wer kennt sie nicht, die Pappbände der Insel-Bücherei? Ihr handliches Format mit Buntpapiereinband und markantem Titelschildchen hat einen hohen Wiedererkennungswert. Unter den Buntpapieren lassen sich viele Kleisterpapiere entdecken - hier ein schlichtes "Hexenstich"-Design, womöglich aus dem Handarbeitsunterricht importiert.
So
25
Okt
2015
Die diesjährige Buchbinder-Messe in Köln barg einige gute Überraschungen für mich: Es gab neue Mitaussteller, direkt neben mir einen Stand mit selbstgeschöpftem Papier in mannigfaltigen
Ausführungen von Asperagus bis Zwiebel. Schräg gegenüber entdeckte ich dieses historische Rieselpapier. Es zierte einen dicken Schinken mit dunkelbraunem Lederrücken. Ehemalige Workshopteilnehmer
kündigten mir freudestrahlend an, daß wir uns 2016 in der Papiermühle wiedersehen werden bei "Buntpapier und Schachtelbau". Langjährige Freunde wollten die Veranstaltung endlich kennenlernen -
und mich in Aktion erleben. Die Ideen sprudelten, letztendlich entschied man sich für ein Kleisterpapier, welches inzwischen ein Tablett ziert. Besucherinnen aus dem Ausland deckten sich nicht
nur bei mir großzügig ein. Trotz minimal gesunkener Besucherzahl fuhr ich frohen Mutes - und mit doppelt so hohem Umsatz wie im Vorjahr - nach Haus.
Sa
03
Okt
2015
Wer gerne liest und ebenso gerne mit leichtem Gepäck unterwegs ist, wird bei diesen Gedichtbändchen fündig:
Die Kleinode aus der Werkstatt von Sabina Kerkhoff bringen bei einem Außenmaß von 1,8 x 2,7 cm ganze 2 Gramm
auf die Waage. Die Buntpapier-Manufaktur durfte das Einbandpapier gestalten, Kleisterpapier mit besonders feinem Verdrängungsdekor, das den verführerischen Haiku von Ingo Cesaro - Thema Schokolade - auch farblich gerecht wird.
Di
22
Sep
2015
"Kleisterpapier herstellen - kann doch jedes Kind!" An dieser landläufigen Meinung ist etwas dran. Tatsächlich können Kinder schon bei ihren ersten Versuchen Bewundernswertes erreichen und eine
Menge Spaß haben. Hochqualitative Ergebnisse, wie sie für Buchbinderei, Schachtelbau und Kalligrafie gefragt sind, lassen sich ohne Materialkenntnis, handwerkliches Wissen und Geschick, sowie
eine gute Portion Übung schwerlich erreichen. Welches Material ist zu bevorzugen? Wo findet sich geeignetes Werkzeug? Welche Rolle spielt die Laufrichtung bei der Buntpapiermacherei? Welche
Unterarten von Kleisterpapier gibt es? Welche Techniken eignen sich für den Einstieg? Welche Faktoren entscheiden über das Gelingen eines Kleisterpapiers und wie lassen sich diese gegebenenfalls
beeinflussen? Diesen Fragen gingen wir am vergangenen Wochenende im Deggendorfer Handwerksmuseum nach. Die Buntpapier-Manufaktur durfte das Rahmenprogramm der Triennale "Papier Global III" um
zwei eintägige Workshops bereichern.
Mo
21
Sep
2015
Ein Blick hinter die Kulissen: Wenn ich am Morgen vor scharrenden Hufen stehe, gegen Mittag beim Wort "Pause" schief angeschaut werde und kurz vor Workshopende die "man könnte doch..."- Sätze nicht verstummen wollen, dann sehe ich gerne über die Schlepperei hinweg, die ein Einsatz der mobilen Buntpapierwerkstatt für mich bedeutet. Wenn ich darüber hinaus - wie am vergangenen Wochenende im Deggendorfer Handwerksmuseum - mit herzlichen Worten und heißem Kaffee empfangen werde, sich mir sodann eine kompetente Assistentin vorstellt, die, genau wie ihre Kolleginnen, per Liste bis ins kleinste Detail instruiert wurde und wo nötig zupackt, dann macht die Aktion von Anfang an Spaß. Mein Fahrzeug durfte ich mit einer Ausnahmegenehmigung direkt neben dem Aufzug entladen und es anschließend in der Nähe kostenlos parken. Der museumspädagogische Raum bot ideale Arbeitsplätze für 10 TeilnehmerInnen, die aus der direkten Umgebung, sowie aus dem nahen Ausland herbeieilten. Wirklich, es gibt ausschließlich Erfreuliches zu berichten! Mein Glück übertrug sich auf die Arbeitsergebnisse der TeilnehmerInnen. Zeitungen der Region werden über unser buntes Wochenende berichten.
Fr
11
Sep
2015
Bei den letzten Kleisterpapier-Mitmachaktionen habe ich diese beiden Dinge gelernt: Ein Trittstüfchen muß her, damit wirklich alle Besucher über den Arbeitsplattenrand schauen können. Und: Eine
geniale Werkzeugsammlung ermöglicht das Schöpfen gänzlich neuer Kleisterpapierarten. Zuletzt erklärte ein Kindermund den Umstehenden das "Ge-räderte Kleisterpapier" (wohl in Anlehnung an
Geädertes Kleisterapier, welches ich zuvor erwähnte), dessen unverwechselbares Verdrängungsdekor mit einem Sattelschleppermodellauto in den feuchten Kleister gefahren wird - hier zu sehen in der
Version des 8-jährigen Valentin Follmer, Papierschöpfer in 6. Generation aus der Papiermühle Homburg, Triefenstein.
Mi
09
Sep
2015
Wer das Buchbinden für sich entdeckt hat, nimmt bei Individualität und Qualität des verwendeten Materials ungern Abstriche in Kauf. Wer sein eigenes Buntpapier macht, kann es im Hinblick auf das individuelle Werkstück anfertigen. Hierzu sind wir angetreten: Buntpapier selbst zu gestalten, auf daß es die von eigener Hand gefertigten Bücher, Mappen und Schachteln schmücken möge. Neben praktischen Gründen ist da die Lust, das Gelernte in idyllischer Umgebung mit Gleichgesinnten zu teilen und die Sehnsucht nach dem "Einssein mit sich" - das Glück am Spaß an der Freude!
"Willst Du schneller gehen - geh allein. Willst Du weiter gehen, komm zusammen." Wieder ging das Konzept der Workshopreihe "Together" auf. Nachdem es in 2013 und 2014 um Buntpapier und Schriftkunst ging, kamen 2015 bei "Buntpapier und Buchbinden" zwei handwerkliche Disziplinen zusammen, die traditionell zusammengehören - mit ihnen zwei Handvoll hochmotivierter, wißbegieriger, geschickter und noch dazu sympathischer Menschen aus allen Himmels-richtungen. Es wurden drei intensive Tage, die viel zu schnell vergingen.
Die Anmeldung zu "Together 2016 - Buntpapier und Schachtelbau" läuft.
Di
08
Sep
2015
Gerade bin ich zurück aus Markt Triefenstein und bevor ich die mobile Werkstatt auslade, möchte ich meine Freude über die gemeinsamen bunten Arbeitstage in der Papiermühle Homburg teilen. Auch dieses Mal haben wir die Zeit erfolgreich genutzt - der ein oder andere Bogen wurde "zu schön". Unter dem Motto "Alte Spuren lesen, neue hinterlassen" spürten wir historischen Buntpapieren nach und ließen uns für den eigenen kreativen Weg inspirieren. Die vorgefundenen Spuren interpretieren wir neu, indem wir Muster abstrahierten, variierten und kombinierten. Zur Erzeugung der gewünschten Stimmungen setzten wir Farbtöne und - teilweise selbstgebaute - Werkzeuge gezielt ein. Die Ergebnisse beider Tage offenbaren die vielseitigen Möglichkeiten der simpel anmutenden Kleistertechnik. Wir genossen den Sog, den dieser Umstand mit sich bringt!
Übrigens, die Anmeldung zum nächstjährigen Workshop ist ab sofort möglich.
Mo
27
Jul
2015
"Eintauchen in die Welt der Farben, Strukturen und Muster! Wir lernen feine Buntpapierarten kennen und erproben Grundtechniken der Buntpapierherstellung auf traditionelle und moderne Weise. Ausgewähltes Kleister-, Knitter- oder Sprenkelpapier verarbeiten wir buchbinderisch weiter: Aus stabiler Pappe, Papier, Filz oder Leder und selbstkreiertem Überzugspapier bauen wir eine edle Schachtel mit herausnehmbarer Etage. Beide Expertinnen begleiten den Schaffensprozeß mit ihrer Fachkunde und Erfahrung. In lockerer Atmosphäre entsteht etwas ganz Besonderes."
Ab sofort nehme ich Anmeldungen zum Together-Workshop 2016 "Buntpapier und Schachtelbau" entgegen.
Fr
24
Jul
2015
In Flensburg werden sie gegen unseren Willen gesammelt. An der Kasse sammeln viele sie freiwillig. Einige kleine lassen sich auf Marienkäferrücken herumtragen. Andere müssen von Weitem sichtbar
sein - an ihnen erhält man wichtige Auskünfte. Im Lochblech findet man sie dort, wo nichts ist. Dann gibt es Punkte, die ausschließlich zu unserem Vergnügen existieren, auf Kleidern und allerlei
Dingen wie auf meinem Buntpapier (Punkt)
Di
21
Jul
2015
Im diesjährigen Together-Workshop "Buntpapier und Buchbinden" ist aufgrund eines Tausches ein Platz
frei geworden.
Wer in Markt Triefenstein OT Homburg spontan dabei sein möchte, nehme für die Anmeldung bitte Kontakt mit mir auf.
Nachtrag vom 23.07: Der freigewordene Platz ist vergeben!
Mo
20
Jul
2015
Die Veranstaltungsreihe der Together-Workshops geht in die vierte Runde! Mit Simone Lorenz werde ich eine versierte, innovativ arbeitende Buchbindermeisterin an meiner Seite haben, wenn es im September 2016 heißt "Buntpapier und
Schachtelbau". Unter dem Motto "Willst Du schneller gehen - geh allein. Willst Du weiter gehen, komm zusammen." werden wir ein verlängertes Wochenende in der idyllisch gelegenen Papiermühle
Homburg verbringen. 10 Teilnehmer aus allen Himmelsrichtungen sind hierzu herzlich willkommen. Wir wollen individuelle Gestaltungsmöglichkeiten und selbstkreierte Überzugspapiere nutzen, um ganz
besondere Schachteln zu bauen und darüber hinaus eine gute Zeit miteinander verbringen. Vorkenntnisse sind vorteilhaft, jedoch nicht erforderlich. Die Papierscheune neben dem großen Mühlrad hat
sich als Raum für künstlerisch-handwerkliches Schaffen rund ums Thema Papier bestens bewährt. Auch preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie gibt es direkt vor Ort, so daß sich ein
Kurzurlaub anbietet.
Mi
15
Jul
2015
Dieses wunderbare Werkstück stammt aus der Werkstatt von Simone Lorenz. Äußerlich handelt es sich um einen Edelpappband, also um ein Buch mit Lederrücken und zierlichen Lederecken, bezogen mit einem mehrfarbig gestrichenen Kleisterpapier der Buntpapier-Manufaktur. Das Innere besteht aus meinem neuen, alten Visitenkarten-ringbuch. Der ursprüngliche, maschinell gefertigte Einband - Kunststoff in gruseliger Lederoptik - hatte dem täglichen Gebrauch nicht standgehalten. Zum Glück, denn seine Haptik hatte mich ebenfalls gequält. Die Buchbindermeisterin
aus Eggolsheim kam sofort auf die Idee, die Ringleiste mittels kleiner Buchschrauben - von außen unsichtbar - im Lederrücken zu verankern und präsentierte mir das Ergebnis bei ihrem gestrigen Einkauf. Herausforderungen wie diese seien ihr ein Vergnügen. Das Kleisterpapier ließe sich mühelos um die Deckelkanten ziehen und, für einen ebenen Übergang zum Lederrücken, schärfen. Die Papieroberfläche erhielt eine dünne, seidenmattglänzende Wachsschicht,
die den Einband unempfindlicher gegen Abrieb und Feuchtigkeit macht. Tatsächlich ertappe ich mich des öfteren beim Darüberstreiche(l)n - welch ein Genuß!
Fr
10
Jul
2015
Immer wieder produziere ich neue Dekore - und bekomme bald darauf passende Spitznamen geliefert. Das dreifarbige Kleisterpapier mit Verdrängungsdekor in Kammzugtechnik, im Bild, wurde
"afrikanisches Kleisterpapier" getauft, was ich leicht nachvollziehen kann. Überhaupt lassen sich die einprägsamen Namen dem jeweiligen Dekor erstaunlich gut zuordnen. So gut, daß es bald heißen
könnte: "Zum "Panther" nehme ich fünf "Jungfrösche" und zwei Mal "Spagetti". Würden Sie mir die "Galaxy" halbieren? Die roten
"Chrysanthemen" bitte separat einwickeln - die sind für meine Freundin." Bis
dahin lege ich mich auf den "Rasen" und gebe mich einem "Sommernachtstraum"
hin.
Do
09
Jul
2015
Inspirationen - sie sind es, die die Luft flirrend zum Vibrieren bringen. Wer wachen Auges hinsieht, der fühlt, schmeckt, riecht sie. Auf ihm lassen sie sich fröhlich nieder - auf seinem Bogen finden sie sich wieder. So einfach ist das. Zwar ist der Weg vom Auge zur ausführenden Hand verschieden lang - aber das ist wirklich alles.
So
05
Jul
2015
Aufgrund der Hitzewelle werde ich mich in den kommenden 10 Tagen Im Nichtstun üben - heute eine Ein-Wort-Kalligrafie auf Kleisterpapier mit minimalem Verdrängungsdekor - soviel für den Moment, klappt doch!
Mi
01
Jul
2015
Haben Zebras ein weißes Fell mit schwarzen Streifen, wie Europäer meinen, oder tragen sie weiße Streifen auf schwarzem Grund, wie Afrikaner glauben? Streifen können verwirren, sie sind
uneindeutig, zeigen so viel wie sie verbergen - als Jalousette machen sie neugierig. Streifen in der Natur sollen warnen - wie bei Wespen und Tigern, oder tarnen - wie bei Gazellen und Zebras. In
der Mode sollen Längstreifen eine schlankere Figur zaubern. Die vertikalen Streifen einer Tapete lassen den Raum höher erscheinen. Im Mittelalter galten Streifen als schlecht, da Hell und Dunkel
so dicht beieinander liegen, als würde Gott mit Luzifer tafeln. In der abendländischen Malerei trugen mißliebige Gestalten wie Henker, Huren und Jongleure gestreifte Gewänder. Wie gestreifte
Häftlingskleidung machten diese auf sich aufmerksam. Heute sind Streifen mehrfarbig, unregelmäßig, bewegt - lebendig. Sie verbreiten Heiterkeit - sind nicht wegzudenken aus Landhausstil,
amerikanischer Nationalflagge - und auch nicht aus meiner Buntpapierwerkstatt.
Mo
29
Jun
2015
"Tradition ist kein Ruhekissen,
auf dem wir uns ausruhen können,
sondern ein Werktisch
auf dem wir neue Traditionen schaffen."
Ignatz Wiemeier
Dieses Zitat stammt aus Kurt Londenberg "Leben und Werk", 2009 erschienen im Verlag Ludwig in Kiel.
Es hätte von mir sein können - es zieht mich zurück in die Werkstatt.
Mi
24
Jun
2015
Gut fünf Jahre nach Erscheinen meines Buntpapierbüchleins wird es eine völlig überarbeitete und ergänzte 2. Auflage geben. Alle Exemplare werden von großen Original-Buntpapiermustern illustriert, von Hand geheftet und mit einem flexiblen Einband im Format 21 x 14,5 cm ausgestattet sein. Selbstverständlich werde ich jedes Büchlein von Hand nummerieren und signieren. Um eine der Nachfrage angepaßte Auflagenhöhe zu ermitteln, gibt es ab sofort die Möglichkeit der Subskription: Wer sicher gehen möchte ein Exemplar zu bekommen, bestellt dieses vor Erscheinen verbindlich - bei mir - und kommt automatisch in den Genuß des günstigeren Subskriptionspreises von 44 €.
Voraussichtlicher Erscheinungstermin ist September 2015.
* mit Informationen, die bisher nur in meinen Workshops zugänglich waren
Rezension
"Ein schönes Büchlein (Das Buntpapierbüchlein, 1. Auflage), ein nützlicher Text, der gleich inspiriert, sich sehr angenehm liest und auch in die Realität umsetzen läßt." Peter Zillig, Köln, alias vuscor
Hinweis vom 13. Februar 2016
Die Neuauflage des Buntpapierbüchleins liegt noch nicht auf den Tisch. Die Subskription ist bis zum Erscheinen möglich - voraussichtlich Ende Mai 2016.
Hinweis vom 20. Juni 2017
Ich habe es mir auch für dieses Jahr fest vorgenommen und gebe Bescheid, wenn es wirklich soweit ist! Bis dahin ist die Subskription weiterhin möglich.
Hinweis vom 11. September 2021
Soviel steht fest: Die Teilnahme am Workshop ist durch ein noch so gutes Lehr- und Arbeitsbuch nicht zu ersetzen.
Da es mehr als genügend Interessent*innen gibt, die dies ahnen, die persönlich von mir lernen wollen und sich auf den Weg zur Papiermühle Homburg und zu anderen zauberhaften Veranstaltungsorten machen, wird das Erscheinen der
2. Auflage des Buntpapierbüchleines wohl noch auf sich warten lassen. Wenn es soweit ist, steht es im Blog. Danke.
Mo
22
Jun
2015
"Welches ist denn nun das richtige Papier zum Kleisterpapiermachen?" werde ich von Ratsuchenden gefragt, die womöglich Zeichen-, Vorsatz-, Bütten- und weitere "angeblich geeignete" Papierarten ausprobiert haben, ohne dabei fündig geworden zu sein. Kein Wunder, denn obwohl unter jeder der genannten Arten geeignetes Trägerpapier zu finden ist, ist nicht jedes Papier, das zu einer der genannten Arten gehört, automatisch geeignet. Ohnehin muß zunächst geklärt werden, ob und wie das Buntpapier weiterverarbeitet werden soll. Schließlich bedingt der Verwendungszweck Bogen-größe, Grammatur, Oberflächenbeschaffenheit, Alterungsbeständigkeit und Lichtechtheit des Trägerpapiers. Auch die Frage nach dem potentiellen "Buntpapiermacher" ist wesentlich. Wer sich erstmalig am Färben und Dekorieren von Papier versuchen, oder Kindern die Möglichkeit hierzu bieten möchte, ist mit glattem, gut geleimten Papier mit geringem Volumen und einer Grammatur von 120 g/qm gut bedient. Papier mit diesen Eigenschaften ist im Künstlergroßhandel unter den Zeichenpapieren zu finden. Wem ein Paket mit 125 DIN A2 Bogen zu viel ist, könnte mit losem DIN A3 Farbkopierpapier beginnen. Jetzt, wo die Trägerpapierfrage vorerst geklärt ist, tauchen neue Fragen auf, wetten?
Sa
13
Jun
2015
Geballtes Wissen verbirgt sich hinter dem Titel des Buches "Ich kann handarbeiten", erschienen 1913 bei Ullstein & Co. in Berlin und Wien, das mir kürzlich in die Hände fiel. Viel
Lesenswertes in einer Ausdrucksweise die heute, gut hundert Jahre später, mitunter Anlaß zum Schmunzeln bietet. Ich zitiere aus dem Kapitel "Farbenwahl": "Es gibt an sich keine häßlichen Farben.
... Um gute Farbzusammenstellungen zu machen, muß man sich gleich weit von Ängstlichkeit und unüberlegter Farbendreistigkeit entfernt halten. ... Man soll überhaupt stets dafür sorgen, daß große
gedämpftfarbige Flächen mit kleineren leuchtendfarbigen Flächen sich zu einer Ausgleichung von Augenanstrengung und Augenruhe verbinden. Das ist das Geheimnis der guten Wirkungen." Im weiteren
Text geht es um Farbakkorde, um reine und gedämpfte Farben. Zu Farbfamilien sortiert, werden Farbtöne aufgelistet, deren klangvolle Namen sich stets auf "natürliche Objekte" beziehen, darunter:
Maulwurfsgrau, Hechtgrau, Heu- und Moselweinfarbe, "das rötliche Münchnerbierbraun", "das Semmelblonde","der Lederholz- und Eichenton", Lippenrot, Nilgrün und Enteneis (?!).
Fr
12
Jun
2015
Farbkleister ist nicht aus allen Textilien restlos auswaschbar. Schon deswegen stellt sich beim Buntpapiermachen die Frage nach geeigneter Arbeitskleidung. Bequem sollte sie sein, die Bewegung
nicht einschränken - gleichzeitig nicht so weit, daß sie mit dem Papier in Berührung kommt. Der gemütliche alte Wollpullover wäre trotzdem nicht geeignet - dann lieber Baumwolle, diese gibt
weniger, auf hellem Papier störende, Fasern ab. Von langen Ärmel rate ich ab - sie hängen im Weg. Mit kurzen Ärmeln könnte es im kühlen Arbeitsraum zu kalt werden. Bei mir haben sich krempelbare
Ärmel und Arbeitsschürze bewährt. Natürlich erfüllt jede andere Kleidung mit den genannten Eigenschaften ebenfalls den Zweck. Obwohl eine großzügige Auswahl fertiger Schürzen zur Verfügung steht,
von der Garten- über die Kochschürze bis hin zum Laborkittel, bevorzuge ich eine maßgeschneiderte Latzschürze aus dichtem Baumwollköper. Wachstuch ist mir zu steif - leichte Baumwolle zu
durchlässig.
Mi
03
Jun
2015
Ob die Entscheidung auf ein Kleister- oder ein Marmorpapier fällt, ist letztendlich eine Typsache des Betrachters, so meine Theorie. Wer tendiert zu einem vielfarbigen Feuerwerk und wer bevorzugt
den strukturierten "Weniger-ist-mehr"- Bogen? Ich selbst habe Stapel verschiedener Marmorpapierarten angefertigt und mich bald so satt daran gesehen, daß mich heute nur noch schlichtes
Steinmarmorpapier begeistern kann - sofern das Kolorit stimmt. Dabei haben an die zwanzig Marmorpapierunterarten einiges zu bieten - allem voran kleinteilige Farbflächen und kompliziert anmutende
Dekore. Daß Kleisterpapier in seiner Anfertigung durchaus aufwendiger ist als Marmorpapier und die vielseitigeren Gestaltungsmöglichkeiten bietet, spricht sich langsam herum. Auf eine gleitende
Flüssigkeit sind beide Techniken angewiesen, Kämme spielen hier wie da eine wichtige Rolle. Gemeinsamkeiten lassen sich einige aufzählen,
dennoch scheiden sich die Geister an diesen Buntpapierarten - wenigstens langfristig. Was meinen Sie?
Mo
01
Jun
2015
Kaum habe ich Fröschzäune in Kammzugtechnik errichtet, sammeln sich muntere Amphibien im Kleisterpapierdekor an. Doch keine Sorge, ich werde sie allesamt behutsam über die Straße nach Mainz bringen und am 4. Juni auf der Minipressen-Messe in der Rheingoldhalle an unserem Gemeinschaftstand, Standnummer H16-18, in die Freiheit entlassen. Alle - bis auf die vorbestellten Bögen.
Saftige Wiese.
Hohes Hüpfen und Quaken -
Klappern bis es klappt.
So
31
Mai
2015
Unseren herzlichen Dank an ARS SCRIBENDI. Die internationale Gesellschaft zur Förderung der Literatur- und Schrift- kunst e.V. empfiehlt unser Künstlerbuch in der aktuellen Ausgabe ihrer Zeitschrift und stellt uns freundlicherweise die von Designfee Bianca Werninghaus gestaltete Seite zur Verfügung. Wer mehr und regelmäßig aus der schönen Welt der Schriften lesen möchte, kann ARS SCRIBENDI-Mitglied werden bei Elke Alexius, Feldstr. 109, 45476 Mülheim,
Tel. +49 208 403810, elke-alexius@web.de
Fr
29
Mai
2015
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren - in Kürze findet die Mainzer
Minipressen-Messe in der Rheingoldhalle statt. Auf dieser Internationalen Buchmesse der Kleinverlage und künstlerischen Handpressen werden Ingo Cesaro, Sabina Kerkhoff und ich unser
gemeinsames Künstlerbuch "Offnes Geheimnis" vorstellen. Wer unmittelbar dabei sein möchte,
komme am 04. Juni um 17 Uhr zur Lesung auf Podium 2. In diesem Jahr wird die Buntpapier-Manufaktur erstmals einen großen Gemeinschaftsstand haben mit Sabina Kerkhoff von Handundbuch und Ellen Löchner vom Siebdruck-Atelier Undenheim - Standnummer H 16-18. Weil ganze Kleinauflagen neuester
Buntpapier-Dekore bereits in Deggendorf den Besitzer wechselten, produziere ich fleißig nach. Unsere Besucher dürfen an jedem der vier Messetage in einem großzügigen Angebot schwelgen. Ich freue
mich auf alte und neue Kontakte. Wer sich angesprochen fühlt ist eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Mi
27
Mai
2015
EIn Drama, welches vertraut erscheinen könnte: Das Lebkuchenüberangebot widert an ab September, genug davon gehabt bis November, heimtückisch um die Ecke kommt der Dezember - greift von hinten an - die Weihnachtsfeiertage fallen kurz, dafür warm aus. Dieses oder Ähnliches kann jedem widerfahren - also was tun? Die Buntpapier-Manufaktur geht in die Offensive: Auf dem Papierfest vor 14 Tagen gab es Weihnachtskarten an meinem Stand - mitten im Mai.
Auch wer zunächst verdutzt guckte, hat Augenblicke später erleichtert gekauft. "So ist man gewappnet für das was kommt!" Heute produziere ich Nachschub für alle, die das Besondere schätzen, nur selber keine Zeit finden werden...
Mi
20
Mai
2015
Dieses mehrfarbige Buntpapier einer meiner Kursteilnehmerinnen sah bereits bei der Herstellung, im April-Workshop in Erlangen, äußerst vielversprechend aus. Nun, da mich das Foto der fertigen
Schachtel erreicht, werde ich abermals darin bestätigt, daß ein gelungenes Buntpapier durch seine adäquate Verarbeitung hinzugewinnt. Beherzt ging die Erschafferin zu Werke, trug mehrere
Kleisterfarben nebeneinander auf, verband sie mit sanften Pinselstrichen, faßte die unregelmäßigen Farbflächen mittels eines filigranen Kammzuggitters optisch zusammen, modelte Insekten hinein
und krönte das Papier durch helle und dunkle Sprenkel. Meinen Glückwunsch zu Papier und Buchbindearbeit, liebe Brigitte Niedermeier! Und natürlich vielen Dank für das Foto.
Mo
18
Mai
2015
Was haben wir gefeiert! Papierliebhaber kamen aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland angereist, um dabei zu sein, denn Qualität und Vielfalt des Deggendorfer Papierfestes sind schwer zu
übertreffen, soviel hat sich inzwischen herumgesprochen. Wohl mit der Vorahnung auf den dichten Besucherstrom griff ich noch während der zweistündigen Aufbauphase zur Kamera und kam tatsächlich
erst am Mittag dazu, die Herstellung von Kleisterpapier zu demonstrieren. Gelobt und gekauft wurde bei mir "wie wild" - Dauerbrenner wie das "Chrysanthemenpapier" aber auch allererste Muster aus der neuen Werkstatt. Kein Wunder, daß sich die Buntpapierworkshops im September in Deggendorf zusehends füllten. Noch sind einige wenige Plätze frei für
Schnellentschlossene. Meinen herzlichen Dank für den wunderschönen Tag an die vielen enthusiastischen Besucher, an meine Mitaussteller und vor allem an die Organisationtalente des Museums. Die
Einladung für 2018 habe ich noch vor dem Abbau erhalten und mein Kommen fest zugesagt. So einen tollen Tag möchte ich mir nicht entgehen lassen!
Fr
15
Mai
2015
In Goethes privater Bibliothek, in seinem Haus am Frauenplan in Weimar, wäre ich lieber über Nacht eingesperrt, als nur einen flüchtigen Blick in den spärlich beleuchteten, klimatisierten Raum zu
werfen, wie es den Besuchern des Goethe-hauses gestattet ist. Auch wenn ich dem Original-Kleisterpapier-Einband einem seiner Bücher nachempfinden darf, wie in diesem Fall
"Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären" von 1790, schürt dieses Tun lediglich meine Affinität zu jenen Einbänden, deren Rücken mich ohnehin entzücken!
Di
12
Mai
2015
Es ist nicht lange her, da gelüstete es einer jungen Dame nach "Prinzessinnentapete". Was die Farbe anginge sei kein Spielraum - beim Muster dürfe ich mich voll einbringen, so die Anweisung. Die Freude darüber, daß mir Spielraum bei der Gestaltung bleiben würde, sowie die lebhaften Erinnerungen an den Besuch einiger Schlösser in Bayern standen mir bei der Arbeit hilfreich zur Seite. Heraus kam etwas Modernes mit Schloßgartenduft, zugleich "königlich" Gediegenes. Für die Überlegung, ob die Kleisterpapiere direkt auf die Kinderzimmerwände tapeziert oder lieber gerahmt und aufgehängt werden sollen, stand die Auftraggeberin nicht mehr zur Verfügung. Hauptsache das Feeling stimmt!
Do
07
Mai
2015
Endlich - in genau 10 Tagen - steigt das große Papierfest! 25 Papierkunsthandwerker aus ganz Deutschland werden der Einladung des Stadt- und Handwerkermuseums nach Deggendorf folgen. Der
farbenfrohe Stand der Buntpapier-Manufaktur wird im hellen Museumscafé, also im Erdgeschoß des Handwerkermuseums, Maria-Ward-Platz 1, nicht zu übersehen sein. Bei mir wird es vor allem
Kleisterpapier, aber auch echtes Knitterpapier und edles Sprenkelpapier geben. Desweiteren werde ich süße Nettigkeiten zum Verschenken oder Behalten, sowie Pfiffiges zum Selbermachen im Gepäck
haben. Zwischen 10 und 17 Uhr werden zahlreiche Vorführungen und Mitmachaktionen angeboten: Handsatz und Buchdruck, Kalligrafie, Kleisterpapier, Papierschöpfen, Papier-Tricks, -Juwelen und
-Objekte für den Flugverkehr.
Di
05
Mai
2015
Soeben bekam ich grünes Licht für die Papierscheune - jetzt ist es offiziell. Aufgrund lebhafter Nachfrage wird es noch im September 2015 einen neuen Workshop in der Papiermühle Homburg geben:
"Alte Spuren lesen, neue hinterlassen."
Nach diesem Motto spüren wir den Herstellungstechniken handverlesener Kleisterpapiere des 20. Jahrhunderts nach und lassen uns zu eigenen Spuren inspirieren. Alte Spuren lesen lernen und neue hinterlassen beinhaltet das Anfertigen individueller Werkzeuge für Verdrängungsdekore die es so bisher nicht gab. Wir abstrahieren, variieren, kombinieren und setzen Farben gezielt ein, um gewünschte Stimmungen zu erzeugen. Alle, die zwei Tage am Stück eintauchen möchten in die Welt der Farben und Strukturen, sind herzlich willkommen. Wer die fünf Kleisterpapierarten bei mir kennengelernt hat, darf auf weitere Herstellungsmöglichkeiten gespannt sein. Anmeldeunterlagen gibt es ab sofort und direkt bei mir.
Fr
01
Mai
2015
Wer diesen Blog regelmäßig liest, ahnt es bereits: Geädertes Kleisterpapier ist nicht gleich Geädertes Kleisterpapier. Obige Ausführung könnte rein optisch aus dem 18. Jahrhundert stammen. Zu
dieser Zeit wurden aber auch sehr dunkle, fast nachtschwarze Varianten hergestellt, deren Äderung kaum hervortritt. Bei anderen wechselt die Äderung ständig die Richtung oder Teile des
gestrichenen Untergrundes blieben unbearbeitet. Äderungen gab und gibt es in weiteren
Farben, nicht selten sind mehrere Farben auf ein und demselben Bogen
vereint. Wie immer liegt uns Buntpapiermachern eine Vielzahl an Möglichkeiten zu Füßen. Welch ein Glück!
Di
21
Apr
2015
In leuchtenden Farben feierten wir am vergangenen "Buntpapiersonntag" eine Kleisterpapierart nach der anderen. Acht Teilnehmerinnen, darunter eine aus Hamburg, konnten im eintägigen Workshop voneinander profitieren. Umfangreiche Vorkenntnisse wurden geteilt und emsig erweitert, Neueinsteigerinnen herzlich aufgenommen. Sehr bald taten sich nicht enden wollende Gestaltungsmöglichkeiten auf. Während sich der Trockenraum füllte, wurden die Fragen nach einem "Aufbaukurs" lauter. Viele der Buntpapiere glückten auf Anhieb. Einige Kreationen sollen zu Schachteln, Gutschein- und Weihnachtskarten verarbeitet, andere gerahmt und aufgehängt werden. Auch die Gruppengröße betreffend, blieben im großzügigen Tageslichtatelier an höhenverstellbaren Tischen keinerlei Wünsche offen. Optimale Arbeitsbedingungen, die ein frohes Schaffen erst ermöglichen! Dafür bin ich - sind wir - der vhs-Erlangen ausgesprochen dankbar.
Fr
17
Apr
2015
Die hier gezeigte "Fundsache" aus dem Wertheimer Staatsarchiv ist um 1783 entstanden. An die Herstellung von Kleisterpapieren wie diesem können sich die Teilnehmer meines Workshops "Buntpapier gestalten - Kleistertechniken" am nächsten Sonntag in Erlangen nach und nach herantasten. Wir beginnen mit gestrichenem Kleisterpapier, der schlichtesten der fünf Kleisterpapierarten, und wagen uns an immer raffiniertere Dekore. Im obigen Fall färben wir das Trägerpapier in mehreren Farbtönen partiell ein und legen eine Äderung in einer weiteren Farbe darüber, in die wir zuletzt ein Verdrängungsdekor - wie hier in Kammzugtechnik oder anders - hineinarbeiten. Wer Lust bekommen, hat sich selbst im Kleisterpapiermachen zu versuchen oder seine Kenntnisse darin vertiefen möchte, ist an einem der nächsten Workshoptermine richtig. Alle die schon einmal dabei waren, wissen um das Suchpotential der Buntpapiermacherei.
Alle anderen werden wir augenzwinkernd erst dann darauf hinweisen, wenn es bereits zu spät ist!
)* Auf die Veröffentlichungs- und Vervielfältigungsrechte des Landesarchivs Baden-Württemberg wird hingewiesen.
Di
14
Apr
2015
"Der blaue Kleister ist aufgebraucht und die anderen Farbkleister werde ich ebenfalls noch heute verarbeiten - nicht daß sie mir sauer werden! Das beliebte Schachbrettmuster könnte auch in
rot-gelb wirken. Die kleineren Farbflächen färbe ich zur Abwechslung grün ein." Ähnliche Gedanken könnte sich der anonyme Buntpapiermacher dieses Kleisterpapiers bei der Anfertigung um das
Jahr 1783 herum gemacht haben. Fest steht, daß er oder sie den Bogen sorgfältig gefärbt, dann für die Äderung abgezogen und schließlich mit diagonalen Wellen, sowie mit Schnecken dekoriert hat.
Vermutlich fand die Kreation damals schon Anklang - jedenfalls hat der zuständige Buchbinder den Bogen verarbeitet.
)* Auf die Veröffentlichungs- und Vervielfältigungsrechte des Landesarchivs Baden-Württemberg wird hingewiesen.
Fr
10
Apr
2015
Vierfarbiges Kleisterpapier aus dem 18. Jahrhundert bekomme ich oft zu sehen - hier anläßlich einer Rekonstruktion für die Restaurierung eines barocken Schreibmöbels. Je nach Verwendung können Staub und Licht mehrerer Jahrhunderte für Patina gesorgt haben - die Farben des Buntpapiers deutlich an Leuchtkraft eingebüßt haben. Das Trägerpapier, handgeschöpftes Hadernpapier, kann stark vergilbt und brüchig sein. Fast immer sind die großen schachbrettartig angeordneten Farbfelder von ca. 9 x 9 cm in rot und blau gehalten. Die auf den Eckpunkten zwischengelagerten kleineren Flächen, typischerweise gelb und grün, können in Größe und Anordnung variieren: Auf dem linken oberen Eckpunkt eines roten oder blauen Quadrats kann sich eine gelbe oder aber eine grüne Fläche befinden. Auch die Ausformung der Quadrate ist bemerkenwert: Diese können als Kreise, Rechtecke oder Rauten daherkommen. Selbst das Verdrängungsdekor fällt unterschiedlich aus: Bisweilen erinnern die Spiralen an Girlanden, Spazierstöcke, Kreise, Kommata oder Halbmonde. Für die Rekonstruktion gilt es darüber hinaus Oberflächenbeschaffenheit und Farbe des Trägerpapiers, Äderung, sowie Auftragsdicke des Farbkleisters und weitere kleine Merkmale genau zu be(tr)achten.
Die handwerkliche Ausführung selbst steht bei diesem Kleisterpapier auf einem anderen Blatt.
Mi
08
Apr
2015
Glück gehabt! Statt bunten Ostereiern habe ich meine neue Werkstatt gefunden und den Mietvertrag unterschrieben. Einige Quadratmeter mehr hatte ich mir erhofft, ansonsten ist es das Gelbe vom Ei: Helle Räumlichkeiten, naturnah und verkehrsgünstig im Erlanger Stadtgebiet gelegen. Jetzt gilt es die abgezählten Quadratmeter raumsparend ergonomisch zu organisieren - eine Herausforderung, der ich mich mit Vergnügen stelle. Während die Ideen sprudeln habe ich heute fünfzig Trockenregalbretter weiß lasiert. Erste Material- und Werkzeugkisten sind gepackt. Weitere werden folgen. Vor dem eigentlichen Umzug verlege ich einen Wischboden, richte das Papierlager ein und lasse mich bei der Umsetzung des Beleuchtungskonzeptes unterstützen. Wenn weiterhin alles klappt - auch mit dem zeitgleichen privaten Umzug - dann geht es im Mai in der neuen Werkstatt weiter. Ich kann es kaum erwarten.
Mo
30
Mär
2015
Auf der Entdeckungsreise zu weiteren Verwendungsmöglichkeiten für handgemachtes Buntpapier inspirierte mich dieser Comic zu einem Passepartout. Das richtige Sprenkelpapier war schnell zur Hand.
Meine freundliche Rahmenhandlung, Holz Kirchner in Erlangen, klebte
das Buntpapier in der Vakuumpresse auf Karton und schnitt das Passepartout zu. Das Holzrähmchen bekam ebenfalls einen Streifen Buntpapier ab - Sprenkel spritzen gerne weit. Bleibt zu versichern,
daß mein Buntpapier keine Spuren von Tomate enthält.
Fr
27
Mär
2015
Von der Gabel bis zur Wäscheklammer können kleine Dinge des Haushalts beim Buntpapiermachen von Nutzen sein. Aber selbst wer zusätzlich einen Baumarkt und einen 1€-Shop durchkämmte stieße
nicht auf diesen spannenden "Wellenkamm", denn hier habe ich vorhandenes Werkzeug einmal "von links" verwendet. Was genau es war und wie dieses Ergebnis - zu meinem Glück - zustande kam zeige ich
in den Septemberworkshops in Deggendorf.
Mi
18
Mär
2015
Wer glaubt noch, daß Buntpapier bunt sein muß? Zumindest wenn von handgemachtem Buntpapier die Rede ist, tragen "unbunt" gefärbte Bogen in schwarz und grau die Bezeichnung ebenso zu Recht wie andere monochrome Papiere. Aber Achtung, entgegen dem umgangssprachlichen Gebrauch sind durchgefärbte, mit farbiger Pulpe hergestellte, Papiere keine Buntpapiere! Wo wir gerade dabei sind: Die Buntpapiermacherin "macht" Papier - nämlich bunt - obwohl es sich um eine Schöpfung, einen Erschaffung, handelt. Der Papierschöpfer hingegen "schöpft" Papier - nämlich aus der Bütte, der Schöpfbütte. Dabei entsteht echtes Büttenpapier, kurz "Bütten". Irreführenderweise wird Maschinenbütten - ein industriell gefertigtes Imitat mit Laufrichtung - ebenfalls Bütten genannt. Wer diese Bezeichnungen anders verwendet, outet sich schnell als Nicht-Papiermensch. Als ich einen Zeitungsredakteur darauf hinwies, meinte dieser "egal, das können Sie ja dann Ihren Besuchern erklären" - was hiermit geschehen wäre.
Mo
16
Mär
2015
Bei dieser Kleisterpapierunterart wird das Dekor allein durch Pinsel erzeugt, die den feuchten Kleister mitschleppen oder zur Seite drängen. Wie bei allen Kleisterpapieren wird das Papier
zunächst gleichmäßig eingefärbt. Danach tanzt der Pinsel Wellen- oder Zick-Zack-Linien, er dreht sich und hüpft, zieht und schiebt. So entstehen Fantasiegebilde, die an Fischschuppen oder
Brandung, Flechtwerk, an Wolken, Schnecken oder an eine Dauerwelle erinnern können. Auch die Kombination mit anderen Tanzpartnern - Pinselborsten - kann zu reizvollen Ergebnissen führen. Dient
ein Pinseldekor als Hintergrund eines Verdrängungsdekors, so handelt es sich um ein Kleisterpapier mit Verdrängungsdekor.
Fr
13
Mär
2015
Beim Blinddruck wird genauso wenig mit verbundenen Augen gearbeitet wie bei der Blindprägung - vielmehr ist das Drucken ohne Farbauftrag gemeint. Dabei wird die erhabene Druckform, der Model, nicht etwa "das" (Foto)Model(l), von Hand in den noch feuchten Farbkleister gedrückt. Dieser quillt zu allen Seiten heraus und trocknet als Umrandung der blind gedruckten Modelfläche auf. Im 18. Jahrhundert wurden ausgediente Stoffdruckmodel oft als Blinddruckwerkzeug weiterverwendet, bevor sie im Ofen landeten. Model müssen jedoch nicht aus Holz sein - wie dieser zum Vogelfuß mutierte Fuß eines Kunststoffdinosauriers beweist.
Di
10
Mär
2015
Wie der Fachterminus "Gestrichenes Kleisterpapier" erwähnt, wird der Farbkleister bei dieser Kleisterpapierunterart gestrichen. Die Pinselborstenspuren können mehr oder weniger ausgeprägt sein,
scharf oder verschwommen. Sie können in einem beliebigen Winkel, quer oder parallel zum Bogenrand verlaufen. Sind die Pinselborstenspuren nicht annähernd gerade und parallel zueinander
angeordnet, so handelt es sich nicht um Gestrichenes Kleisterpapier, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit um Kleisterpapier mit Pinseldekor. Gestrichenes Kleisterpapier kann ein- oder mehrfarbig
gestrichen werden. Die Farben können neben- als auch übereinander aufgetragen sein. Bisweilen entstehen so viele Zwischentöne, daß es im Nachhinein unmöglich ist festzustellen, wie viele und
welche Farben in welcher Reihenfolge verwendet wurden. Eine Unterart des Kleisterpapiers die in ihrer Schlichtheit viele Variationsmöglichkeiten bereithält - ohne sich im verarbeiteten Zustand optisch aufzudrängen.
Sa
07
Mär
2015
"Wie lange dauert es diesen Bogen herzustellen?" werde ich manchmal gefragt. Ja, wieviel Arbeitszeit steckt eigentlich in diesem einen Bogen? Wo muß ich anfangen zu zählen - bei der Papierbestellung, dem Zubereiten des Kleisters, dem ersten Pinselstrich? Und wo will ich aufhören zu zählen - beim letzten Pinselstrich, dem Qualitäts-Stempeln, dem Verkauf? Der Genauigkeit halber fertige ich eine Kleinserie an und teile die benötigte Zeit durch die Anzahl der Bogen. Jetzt nur noch den zeitlichen Aufwand des Werkstattsäuberns dividieren und hinzuaddieren, diesen Wert akribisch festhalten, um ihn den Werten des nächsten Tages, der weitere Arbeitsschritte mit sich bringt, hinzuzufügen. Die schwankende Tagesform lasse ich unberücksichtigt. Etwaige Zwischenfälle können dank ausreichender Erfahrung vernachlässigt werden. Und jetzt - endlich - das Ergebnis in Stunden und Minuten: Irgendwo zwischen 2 Stunden und 20 Minuten, nicht weniger. Ehrlich, viel genauer möchte ich es nicht wissen. Meine "Werksuhr", die mit ihrem kürzeren Bein ohnehin langsamer geht, kennt mich und bleibt bisweilen lieber stehen, als zu stechen. Kaufleute nennen es gesunde Mischkalkulation. Das tut meiner Kreativität und dem Portemonnaie meiner geschätzten Kunden gleichermaßen gut. Mit künstlerischer Handarbeit läßt sich in monitärer Hinsicht kein Reichtum erzielen, soviel ist klar. Deswegen sind Fragen wie "In welchen Arbeitsschritten wird dieses Buntpapier hergestellt?" deutlich ergiebiger.
Mi
04
Mär
2015
Ein besonders talentierter Kollege, Christopher Weimann (1946 - 1988) hat sehr kleinteilige Marmorpapiere für die Anfertigung von Miniaturbüchern entwickelt. Auch ich habe mit diesem Thema immer wieder zu tun. Besonders für die boomende Papierschmuckherstellung, als Tapete einer Puppenstube und eben für Minis werden die feinen Muster benötigt. Natürlich ist es am angenehmsten, wenn sich Dekore für große und kleine Objekte gleichermaßen eignen.
Aus diesem Anlaß gewähren Sabina, Christine und ich einen Einblick in unser Familienalbum der verarbeiteten Sprenkelpapiere auf Tante Blanka,
liegend, mit Baby Mini, direkt nach der Entbindung.
Mo
02
Mär
2015
Diese fünffarbigen Zementfliesen verbreiten auch 95 Jahre nach Ihrer Verlegung, im Eingangsbereich eines fränkischen Landhauses, ihren Charme. Sie unterscheiden sich nicht voneinander - der
Fliesenleger konnte bei der Anordnung nicht viel falsch machen. Somit umfaßt der Rapport, die kleinste in sich abgeschlossene Musterfläche, die Fläche einer Fliese. Wollte ich das Muster als
Modeldruckpapier verwirklichen, so benötigte ich ein Modelspiel. Dieses Modelspiel umfaßte vier Model - einen für jede Farbe, weißes Trägerpapier vorausgesetzt. Wie beim Hochdruck üblich, wären
bei jedem der geschnitzten Model die in der jeweiligen Farbe zu druckenden Flächen erhaben. Die Farben würden nacheinander von Hand gedruckt. Dafür müßten die Holzmodel eingefärbt und für den
Druck exakt übereinander positioniert werden. Deswegen verfügten historische Textildruckmodel über feine Paßstifte. Abhängig von der Rapportgröße würde ich der Effizienz halber mehrere Einheiten
gleichzeitig drucken wollen - und womöglich Abstand davon nehmen! Machen doch die kleinen Ungenauigkeiten beim Aneinandersetzen der Model die Handarbeit erst faßbar und das Buntpapier
lebendig.
Do
26
Feb
2015
Sprenkelpapier in den sieben Farben eines Regenbogens, von meinen Kunden liebevoll "KInderpapier" genannt, erfreut sich bei Buchbindern nachhaltiger Beliebtheit. Kein Wunder, schließlich paßt es mit Gewißheit zu rotem, orangem, gelbem, grünem, türkisfarbenem, blauem und violettem Buchbinderleinen und Papier. Schachtelbauer wissen das farbenfrohe Papier zudem ob seines "Musters ohne Richtung" zu schätzen. Ich selber würde es an Buch oder Schachtel mit einem grau-schwarzen Kleisterpapier kombinieren, denn:
"Je dunkler die Wolken, desto bunter der Regenbogen."
Mo
23
Feb
2015
Wer außer mir denkt beim Anblick dieser Primeln nicht an seine Gartenbepflanzung? Doch wie müssen Trägerpapier
und Kleister beschaffen sein, um die Äderung eines Geäderten Kleisterpapiers deutlich hervortreten zu lassen? Fragen wie diese habe ich vor Jahren gestellt und mir die Antworten in unermüdlichen
Experimenten erarbeitet. Selbst jetzt, wo ich die Zusammenhänge kenne, die Einflußfaktoren zum Gelingen eines Geäderten Kleisterpapiers günstig aufeinander abzustimmen vermag, benötige ich eine
Anlaufphase bei der Umsetzung. Gute Materialkenntnis allein reicht hierbei nicht aus. Einfühlungsvermögen, Geduld und Zeit am Stück sind unabdingbar. Dementsprechend bin ich in meiner Werkstatt -
nach wie vor - nicht telefonisch zu erreichen. Natürlich rufe ich gern zurück, sobald es geht!
Sa
21
Feb
2015
Bald ist es soweit - die 23. MMPM (Mainzer Minipressenmesse) rückt in Sichtweite. In der Rheingoldhalle am Rheinufer, Höhe Theodor-Heuss-Brücke, werden wir unsere Stände aufbauen, um unser "Offnes Geheimnis" zu lüften. Heute gibt es erste Fotos des gemeinsamen Künstlerbuchs von Ingo Cesaro, Sigrid Artmann, Sabina Karkhoff und mir.
Fr
20
Feb
2015
Die simpel erscheinenden Kleistertechniken ermutigen zu Versuchen am heimischen Küchentisch. Doch wer erste Erfahrungen gesammelt hat - vielleicht anhand eines Buntpapierbuches oder einer Beschreibung aus dem Internet - kommt bald an einen Punkt, an dem es nicht mehr vorwärts geht. Etwas funktioniert nicht wie beschrieben. Anderes klappt, läßt sich jedoch nicht wiederholen. Unbeantwortbare Fragen tun sich auf. Um diese am praktischen Beispiel zu klären und wichtige Kniffe zu erfahren, weitere Gestaltungsmöglichkeiten kennenzulernen und zu erproben, die eigene Begeisterung zu teilen und um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen besuchen mehr Interessierte denn je zuvor meine Workshops. Auch die mehrtägige Veranstaltung "Buntpapier und Buchbinden" in der Papiermühle - im September 2015 - war in kürzester Zeit belegt, so daß wir nun eine Nachrückerliste führen. In Erlangen gibt es erstmalig einen zusätzlichen Frühjahrstermin. Am Sonntag, den 19. April widmen wir uns diesen fünf Kleisterpapierarten:
Anmeldungen zu "Buntpapier gestalten - Kleistertechniken" bitte ausschließlich über die vhs-Erlangen.
Die letzten beiden Plätze sind noch zu haben. "Wer zuerst kommt kleistert zuerst"! Ich freue mich auf Sie.
Di
17
Feb
2015
Das Dessin der Wachteleier variiert derartig, daß die Vermutung naheliegt, es könne sich um Eier unterschiedlicher Vogelarten handeln. Dieser Bandbreite der Erscheinungsformen habe ich das
Sprenkelpapier "Wachtel II" gewidmet, das vom typischen Dessin der "Wachtel I" erheblich abweicht. "Wachtel I" hat einen hohen Wiedererkennungswert und springt auf dem Ladentisch direkt ins Auge. Zu dreierlei Sprenkelarten - in dunkelbraun, transparentbraun und
weiß - gesellen sich amorphe Flächen unterschiedlicher Größe. Wären diese charakteristischen Flächen achtlos "hingefleckt", so würde das Papier nicht als Wachtelpapier durchgehen. Genaues
Hinsehen ist gefragt, wenn ich, ein Wachtelei in der linken, einen feinen Pinsel in der rechten Hand, zur Tat schreite. In einem "Wachtel I - Papier" stecken allein sechs Arbeitsgänge im Färben,
das aufwändige Abmischen der Farbtöne nicht eingerechnet. Der Verkaufspreis liegt beim Dreifachen des restlichen Vogeleisortiments und trotzdem zu niedrig für gute zwei Stunden Arbeit. Aber
diesen "Luxus" will ich mir gönnen! Ruft doch die Herstellung der Wachtelpapiere Erinnerungen bei mir wach an jene Zeit in der ich abends Wachteleier einsammelte. Was ich damals nicht wußte,
erfuhr ich bei F. Sauer in "Vogelnester": Die Jungen des 7-14 Eier starken Geleges "verständigen sich noch im Ei über den Schlüpftermin. Wenn der letzte "Bremser" verstummt, schlüpfen alle
innerhalb einer Stunde." So vielfältig die Schale, so erstaunlich der Inhalt.
Di
10
Feb
2015
Was versteht man unter der Laufrichtung des Papiers und welche Rolle spielt sie beim Buntpapiermachen? Zweilagiges Knitterpapier herstellen - ohne das hauchzarte Seidenpapier einzureißen - wie geht das? Wie steigert man die Abrieb-festigkeit der Papieroberfläche für die buchbinderische Weiterverarbeitung? Welches Material ist für die Anfertigung von Kleisterpapier zu bevorzugen? Wie kommt man an geeignetes Werkzeug? Wie viele Muster lassen sich mit nur einem Kamm erzeugen? Wie erhielten Herrnhuter Papiere ihre Tiefenwirkung? Welche Möglichkeiten birgt schlichtes Sprenkel-papier? Wie lassen sich Grundtechniken geschickt kombinieren? Welche Tricks ermöglichen baldige Erfolge? Wie wird aus der Not eine Tugend? Darf man handgemachtes Buntpapier bügeln? Welche Verwendungsmöglichkeiten gibt es? Diesen und vielen weiteren Fragen sind wir im Atelier der vhs-Erlangen mit Feuereifer nachgegangen.
So
08
Feb
2015
Das Dessin "Amsel" ist der Bestseller unter meinen Sprenkelpapieren mit Vogeleidekor. Die Ursache hierfür sehe ich in der glücklichen Kombination des vielseitig verwendbaren grünlichen Grundtons
mit den rötlich braunen Sprenkeln unter-schiedlicher Größe. Bestimmt trägt auch der Bekanntheitsgrad des Singvogels zur Beliebtheit dieses Sprenkelpapiers bei. Wir begegnen der Amsel in Wäldern,
Parks und Gärten - meist ohne viel über sie zu wissen. "Stadtamseln, denen die Straßenbeleuchtung einen langen Sommertag vortäuscht (brüten) in milden Wintern schon ab Januar. ... Fast alle ...
Bruten werden von Katzen geplündert ... Manche Stadtamselweibchen streiten sich mit den viel zu nahen Nachbarinnen, bis beide Gelege zugrunde gegangen sind. ... Wenn der Hahn mehrere Weibchen
hat, müssen die (Weibchen) ihre Jungen alleine aufziehen. ... Die Partner ... kennen ihre Jungen nicht: Sie füttern ... alle bettelnden Amselkinder und stecken auch Futter in angemalte
Pappschnäbel." Wem das noch nicht reicht, der lese in F. Sauers "Vogelnester" weiter.
Do
05
Feb
2015
Gestern kam der 250-seitige Katalog zur Buntpapierausstellung hier an. Vom Einführungstext "Traditional Techniques of Paper Decoration and Contemporary Artistc Creation" bis zu den
Künstlerbiografieen im Anhang ist er durchgehend zweisprachig gehalten - Spanisch und Englisch. Der Hauptteil besteht aus kleinen Hochglanzabbildungen der Exponate und deren Kurzbeschreibungen.
Wohlwissend, daß ein Katalog den Ausstellungsbesuch nicht ersetzen kann, empfehle ich mithilfe der ISBN 978-84-7812-767-2 ein Exemplar - als Übersicht über die Buntpapiermacher der Welt - zu
ergattern.
Di
03
Feb
2015
Anders als goldfarbenes Blattmetall aus Messing oder silbernfarbenes Blattmetall aus Zinn, wie es um 1750 für die Herstellung von Brokatpapier verwendet wurde, oxidiert 24-karätiges Gold nicht. Reines Gold behält seine Farbe.
Diese Eigenschaft brachte mich auf die Idee, Buntpapier für eine Kartenserie mit eigens vergoldeten Papierstreifen zu veredeln. Dabei ist es (m)ein Glück in der Nähe der Goldschlägerstadt
Schwabach zu wohnen - dort ist die Zahl der Blattgoldproduzenten europaweit am höchsten. Sollte ich abermals mit Blattgold arbeiten, so würde ich mich - der einfacheren Handhabung wegen
- wieder für "Transfergold" entscheiden. Tipp: In der historischen Goldschlägerwerkstatt des Schwabacher Stadtmuseums gibt es eine Live-Vorführung "Wie aus einem Goldbarren Blattgold geschlagen
wird".
So
01
Feb
2015
Die gefährdete Brachschwalbe verbringt den Sommer in Südspanien, Portugal, Frankreich und auf der Balkanhalbinsel und ist sonst ein seltener Gast. Auf kargen, dürftig bewachsenen Böden baut sie
ihr Nest, gerne in kleinen Mulden wie Viehtritten oder in Kuhfladen. Das Dessin ihrer Eier paßt hervorragend in mein Sortiment der Sprenkelpapiere mit Vogeleidekor: Unzählige verschiedenartige,
meist dunkelbraune Sprenkel auf heller braunem Grund. Wer Vogeleier im Original betrachten möchte, kann zwischen zahlreiche Eiersammlungen wählen. So zeigt das Naturkunde-Museum Bamberg Vögel und Eier
in seinem im frühklassizistischen Stil erbauten, zweistöckigen "Vogelsaal"; beheimatet das Stadtmuseum Schwabach die historische Eier- und Nestersammlung des Schwabacher Nadelfabrikanten Carl
Wenglein.
Do
29
Jan
2015
Nicht nur die Papierkunstausstellung selbst, auch das Rahmenprogramm der "Global Paper III" kann sich sehen lassen! Die Buntpapier-Manufaktur darf mit zwei eintägigen Buntpapier-Workshops zum Gelingen beitragen. Seit heute stehen die Termine fest: Samstag der 19. und Sonntag der 20. September, jeweils von 10 bis 16 Uhr. Veranstaltungsort ist der Werkraum im Handwerksmuseum am Maria-Ward-Platz 1. Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren, mit und ohne Vorkenntnisse, sind herzlich willkommen. Bitte eine Portion Neugier, sowie geeignete Arbeitskleidung - fusselfrei, bequem, aber nicht zu weit, mit krempelbaren Ärmeln - mitbringen. Material und Werkzeug habe ich für alle im Gepäck. Die anteiligen Materialkosten sind im Workshop zu entrichten. Wer dabei sein möchte, sollte sich ab sofort über das Handwerksmuseum Deggendorf anmelden, Telefon 0991/ 2960-555.
Mi
28
Jan
2015
Eine minutenlang im Singflug verharrende Feldlerche läßt sich bei uns über Frühjahrsfeldern leicht entdecken, so weit hörbar tiriliert sie am Himmel. In ein kunstlos gebautes Bodennest legt sie ihre - optisch umso attraktiveren - Eier, deren Schale auf bräunlichem Grund gleichmäßig kräftig braun oder oliv gesprenkelt ist. Wie der reich bebilderten oologischen Literatur zu entnehmen ist, machen die Sprenkel fast 50 % der Fläche aus. Für die Buntpapiermacherin, für mich, die sich dazu entschlossen hat Sprenkelpapier mit Vogeleidekor "Feldlerche" in ihrem Sortiment zu führen, bedeutet das eine Menge Arbeit. Allen voran Restauratoren, Antiquare und Buchbinder wissen "die unscheinbaren Papierchen" für ihre Zwecke zu nutzen. Doch wer auch immer in Verzückung gerät - die Freude ist ganz meinerseits!
Mo
26
Jan
2015
Die Wacholderdrossel, ein oft im Flug singender, auffällig gefärbter Vertreter der Familie der Drosseln, kommt bei uns recht häufig vor. Das zugehörige Sprenkelpapier mit Vogeleidekor hingegen
ist ein exklusives Angebot der Buntpapier-Manufaktur. Da es in letzter Zeit des Öfteren verlangt wurde, habe ich mit der Herstellung einer neuen Partie begonnen. Angefangen beim minutiösen
Anmischen des blaßgrünlichen Untergrundtons, welcher sich an Darstellungen bekannter oologischer Werke wie "Jungvögel, Eier und Nester der Vögel" von C. Harrison und P. Castell oder F. Sauers
"Vogel-nester" orientiert, handelt es sich um eine diffizilere und aufwendigere Arbeit als das schlichte Sprenkelpapier vielleicht vermuten läßt. Nach dem Grundieren sprenkle ich in mehreren
Arbeitsgängen "was die Feinbürste hält": Unzählige feine, vereinzelt größere Sprenkel - rund und oval, ein Teil davon transparenter als der Rest. Es erfordert Geduld, Einfühlungs-vermögen und
Konzentration, die regelmäßig unregelmäßigen Sprenkel aufs Papier zu bringen, für deren individuellen Touch ich als "Buntpapierlegerin" Bogen für Bogen garantiere.
Sa
24
Jan
2015
Ein Buntpapierliebhaber mit geübtem Blick erkennt Einbände wie diesen bereits am Rücken. Der Puls schnellt in die Höhe, die Augen bleiben hängen an einem Kleisterpapier mit Verdrängungsdekor in Herrnhuter Manier, entstanden um 1785. Der indigoblaue Bogen dürfte aus der damals weit über die Oberlausitz hinaus bekannten Herrnhuter Manufaktur stammen. Die typische Gitterstruktur setzt sich in diesem Fall aus parallelen Doppelspiralen zusammen. Im Blinddruck eingearbeitete Blütenstengel zieren die Feldmitten. Doch ein aufmerksamer Betrachter entdeckt mehr. Die Wetterlage zur Stunde der Herstellung läßt sich nicht ablesen, wohl aber lassen sich Rückschlüsse ziehen auf die Länge der Fingernägel der Buntpapiermacherin! Fingerspitzen sind und waren das vielleicht individuellste Werkzeug der Kleisterpapiermacherei. Ab einer gewissen Nagellänge erhält das mit den Fingerspitzen verdrängte Dekor im selben Arbeitsschritt eine Lichtkante - wie sie bei diesen Doppelspiralen deutlich zu erkennen ist.
)* Auf die Veröffentlichungs- und Vervielfältigungsrechte des Landesarchivs Baden-Württemberg wird hingewiesen.
Do
22
Jan
2015
Ein Weber, Textildesigner, Maler, Musiker, Schriftsteller und vieles mehr - aber vor allem unser enger Freund Frieder (75) ist seit gestern nicht mehr da. Er erkrankte im Sommer schwer. Zu Weihnachten überreichte er mir Farben und Farb-
karten, die er sein Leben lang benutzt hatte. Wir haben unsere gemeinsamen Jahre in Erlangen intensiv genutzt und genossen. Es hätte ewig so weitergehn können. Wir sind sehr traurig. Aber wir sind mindestens ebenso dankbar und glücklich, ihm immer wieder begegnet zu sein.
Di
20
Jan
2015
War die Quizfrage zu schwer? Weil seit Ende November keine Antwort bei mir eingegangen ist - die prompte und richtige Antwort der Papierfrau Christine Kammerl, der Gewinnerin von Quiz (1), ausgenommen - folgt nun die Auflösung:
Wer sich einmal am Kleisterpapiermachen versucht hat weiß, wie unverzichtbar ein glatter Untergrund ist, wenn beim Einstreichen keine zusätzlichen Spuren im Kleister entstehen sollen. Jeder
Krümmel und jedes Haar sind erhaben genug, um den Farbkleister durch das feuchte Papier hindurch etwas aufzustauen. Bei einem im Blinddruck erzeugten Verdrängungsdekor verhält es sich
ähnlich: Nur eine ebene Arbeitsfläche bietet den auf der vollen Modeldruckfläche für die Verdrängung des Farbkleisters benötigten Gegendruck. Die zierlichen Bütenstengel des obigen Beispiels
können nur auf einem ebenen Untergrund entstanden sein. Die weißen Ringe des Verdrängungsdekors aus der Quizfrage hingegen enthalten unregelmäßige Querstreifen. Die Querstreifen eines jeden Rings
weichen von denen der anderen Ringe ab - ein eindeutiger Hinweis auf eine unebene Arbeitsplatte. Zudem verlaufen die Querstreifen grob parallel. Mit größter Wahrscheinlichkeit rühren die
Querstreifen von der erhabenen Maserung einer hölzernen Tischplatte her. Wären die Querstreifen auf die Modeloberfläche zurückzuführen, so würden sie sich nicht in dieser Art voneinander unterscheiden.
)* Auf die Veröffentlichungs- und Vervielfältigungsrechte des Landesarchivs Baden-Württemberg wird hingewiesen.
Fr
16
Jan
2015
In diesem Frühjahr geht die Internationale Papierkunst Triennale der Deggendorfer Museen mit "Global Paper III" in die dritte Runde: Vom 17. Mai bis zum 18. Oktober zeigen Papierkünstler aus
aller Welt in der Stadtgalerie im Stadtmuseum und im gegenüberliegenden Handwerksmuseum auf ca. 450 qm ihre Arbeiten - eine Papierkunstausstellung auf höchstem Niveau! Wer noch nie dort war, muß
hin, wer schon dort war, geht bestimmt wieder hin! Eröffnet wird die Ausstellung am Samstag, den 16. Mai um 19 Uhr. Am Sonntag, den 17. Mai feiern wir ein großes
Papierfest mit einem Papiermarkt. Das umfangreiche Begleitprogramm für große und kleine Papierliebhaber darf die Buntpapier-Manufaktur mit Vorführungen, Mitmachaktionen und 1-Tages-Workshops
bereichern. Meine Vorfreude ist groß - fast so groß wie die Freude darüber, daß die Triennale 2018 fortgesetzt wird.
Mo
12
Jan
2015
Gestern haben wir der dunklen Jahreszeit einen Buntpapier-Sonntag entgegengesetzt. Im vhs-Atelier in Erlangen sind mehrfarbige Knitterpapiere, vor allem jedoch verschiedenartige Kleisterpapiere entstanden, die beim Buchbinden, beim Schachtelbau und womöglich beim Tapezieren Verwendung finden werden. Kleine Musterbogen wurden gedanklich - bereits vor dem Trocknen - in farbenfrohe Karten und Umschläge verwandelt. Die Kleisterfarbe haben wir komplett verbraucht. Nicht ein Bogen landete im Abfall. Der selbstgebackene Apfelkuchen schmeckte. Erschöpft, aber zufrieden und glücklich habe ich am Abend die mobile Werkstatt verstaut. Gerne wieder!
Di
06
Jan
2015
Passend zur Bratapfelsaison kommen Buntpapiermacherin und Buchbinderin auf leckere Ideen. Ein Beispiel hierfür ist dieses Rezeptbuch, ein Edelpappband, eingebunden in ein Buntpapier in Kombinationstechniken, genauer gesagt in ein Gestrichenes Kleisterpapier mit Sprenkeln. Von dieser Buchbindearbeit aus der Werkstatt von Sabina Kerkhoff, www.handundbuch.de, fühlt sich nicht nur die liebevolle Hausfrau angezogen. Die erste Bestellung ging an einen Pomologen, einen Obst(bau)kundler. Übrigens färbe ich Papier in jeder gewünschten Apfelsorte, ein Kilo Äpfel würde als Vorbild genügen. Noch geeignetere Vorbilder bieten Fachbücher wie "Sachsens Apfel- und Birnensorten" von Eckstein und Stähle, Hofkunstanstalt, Stuttgart. Dort finden sich die typischen Merkmale der jeweiligen Obstsorte auf einer der zahlreichen Farbdrucktafeln - fein herausgearbeitet.